
Aus Interesse habe ich mich kürzlich mit dem Thema Menstruation und Religion auseinander gesetzt. Darauf gekommen bin ich, weil ich das Buch „Unorthodox“ von Deborah Feldman gelesen habe. Sie beschreibt darin ihre Kindheit und Jugend in der ultraorthodoxen jüdischen Glaubensgemeinschaft der Satmarer im New Yorker Stadtteil Williamsburg und auch wie innerhalb ihrer Gemeinde mit dem Thema Menstruation/Sexualität umgegangen wird. Ich will keine religiöse Diskussion anstossen, sondern zeigen, wie sich Frauen monatlich innerhalb ihrer religiösen Gemeinschaft zu verhalten haben oder hatten.
Christentum
Frauen, welche menstruieren, sind gemäss altem Testament während sieben Tagen unrein. Auch wer sie berührt ist bis zum Abend unrein. Hat ein Mann mit einer menstruierenden Frau sexuellen Verkehr, ist er ebenfalls während sieben Tagen unrein. Die alttestamentlichen Mensvorschriften gelten später im Christentum glücklicherweise praktisch nicht mehr.
Islam
Der Koran beschreibt die Menstruation als „Leiden“. Männer haben sich in dieser Zeit von ihren Frauen fernzuhalten. Menstruierenden ist zudem – je nach Auslegung – das Beten, Fasten, Betreten einer Moschee und die Berührung des Korans untersagt, bis sie wieder rein sind.
Diese Reinheit wird durch eine rituelle grosse Waschung – dem «Ghusl» – nach der Blutung zurückerlangt.
Hinduismus / Buddhismus
Auch Hinduismus und Buddhismus kennen die Vorstellung des verunreinigenden Menstruationsblutes. Im brahmanischen Hinduismus muss sich die Frau drei Tage von ihrer Familie abgrenzen. In dieser Zeit darf sie keine weltlichen Tätigkeiten verrichten und auch keine religiösen Handlungen. Der Zugang zu einem Tempel ist untersagt.
2017 wurde dieses Verbot in Indien vom Obersten Gericht aufgehoben. Nachdem zwei Frauen daraufhin einen Tempel betraten, gab es heftigen Widerstand und der Tempel wurde rituell gereinigt.
Im Hinduismus können Frauen nicht alle religiösen Ämter besetzen. Es heisst, dass sie aufgrund der regelmässig wiederkehrenden Menstruation die Ritualhandlungen und die religiöse Begleitung nicht kontinuierlich garantieren könnten. Mit der Menopause, dem Ende der Fruchtbarkeit, werden gewisse Ämter für Frauen wieder zugänglich.
Judentum
Frauen gelten während der Menstruation als unrein und dürfen keinen rituellen Handlungen beiwohnen oder die Synagoge betreten.
Der Talmud sagt, dass ein Mann, der eine Frau berühre, die «nidda» ist, ebenfalls ritual unrein werde. Um diese Gefahr zu vermeiden, legen orthodoxe Jüdinnen und Juden zum Beispiel Gegenstände, die man einander geben möchte, zuerst ab, um sie nicht direkt in die Hand reichen zu müssen. In dieser Zeit teilen Mann und Frau auch nicht das Bett.
Quelle: Gefährlich unrein? – Was die Religionen über die Menstruation sagen – Kultur – SRF